Gute Vorsätze und warum sie oft nicht umgesetzt werden

Hast du an Silvester auch gute Vorsätze gefasst und dir etwas vorgenommen, was du dieses Jahr verändern, aufhören oder mehr machen willst? …und wie sieht es bis jetzt mit der Umsetzung aus?
Bist du drangeblieben, dann gratuliere ich dir und freu mich für dich! Hast du mittlerweile aufgegeben, dann kann dir dieser Artikel vielleicht ein paar Hinweise geben, die dir helfen.


Willensschwäche?

Meistens nimmt man sich ja vor, etwas nicht mehr zu tun, zum Beispiel das Rauchen aufzuhören, Pfunde zu verlieren (nicht mehr so viel zu essen) usw.
Dass das nicht so einfach ist und oft mit Willensschwäche erklärt wird, weiß jeder. Aber ist es wirklich so einfach zu erklären? Der Wille etwas zu verändern gehört natürlich dazu, genauso wie das Durchhaltevermögen und eine gewisse Frustrationstoleranz. Es spielen jedoch auch noch andere Faktoren eine große Rolle dabei.

Unbewusste Einflüsse
Bleiben wir beim Beispiel des „Rauchen-Aufhörens“.
Nikotin macht abhängig und gilt als Suchtmittel, das alleine erklärt schon, dass es sehr oft nicht einfach so entzogen werden kann. Jedes Suchtmittel ist ein Lückenfüller, der etwas ersetzen, auffüllen oder vergessen machen soll. Es ist eine Art Ersatz für ungelöste Dinge im Inneren, die im Außen nicht bewältigt wurden, nicht bewusst sind oder einfach noch nicht angepackt wurden.

In den meisten Fällen weiß der Betroffene gar nicht oder nicht mehr, warum er irgendwann angefangen hat zu rauchen und was das eigentliche Motiv dafür ist. Das können auf den ersten Blick Kleinigkeiten sein, die für den Einzelnen jedoch eine große Bedeutung haben.
Wird nun dieser Lückenfüller entfernt, kann sich das dahinterliegende Thema bemerkbar machen und unangenehme Gefühle, Befindlichkeiten usw. treten auf. Das macht es nun so schwer zu verzichten und ruft den Drang hervor wieder zum Gewohnten zu greifen.
In diesem Stadium hat das weniger mit Willensschwäche zu tun, sondern eher mit unbewussten Einflüssen, die nicht gesteuert werden können solange sie eben nicht bewusst sind.

Die Frage nach dem Warum
Nimmt man jedoch seine Willenskraft dafür, nach dem Warum zu fragen, dann hat man schon einen großen Schritt nach vorne getan.
Warum rauche ich? Was gibt mir der Zug an der Zigarette? Was fehlt mir in meinem Befinden, in meinem Leben usw.? Welche Ängste tauchen auf, wenn ich nicht mehr rauche? Was steckt dahinter? Wie fühle ich mich vor einer Zigarette und wie danach?
Das alles sind Fragen, die dazu beitragen der vermeintlichen Willensschwäche auf den Grund zu gehen und das Übel bei der Wurzel zu packen, was natürlich nachhaltiger ist und in vielen Fällen erfolgreicher. Zu wissen warum ich rauche, hilft auch enorm bei der Einschätzung, wann und warum ich eventuell rückfällig werden könnte. So kann ich solche Situationen entweder vorerst vermeiden oder sorgfältig mit ihnen umgehen.

Wollen und tun
Natürlich ist es notwendig, das Erkannte zu verändern und im täglichen Leben anzuwenden. Goethe hat schon gesagt: „Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.“
Hat man zum Beispiel erkannt, dass das Rauchen dazu dient, sich zugehörig zu fühlen, weil man in der Jugend ohne die Zigarette nicht zu einer begehrten Clique gehört hätte, dann kann es beispielsweise wichtig sein, an seinem Selbstwertgefühl zu arbeiten.
Hier ist dann das Durchhaltevermögen gefragt um dranzubleiben und die Frustrationstoleranz um mit Rückschlägen umgehen zu können.

Findet man jedoch mit der nötigen Anstrengung und trotz eventueller Frustration das darunterliegende Thema, kann sich eine ganz neue Freiheit und Unabhängigkeit (was ja das Gegenteil von Abhängigkeit und Sucht ist)  einstellen, die nicht nur vordergründig das Rauchen betrifft, sondern auch tiefgreifendere Themen mit auflöst. Das ermöglicht einen neuen Umgang mit vielen Situationen im Leben und das Dranbleiben hat sich gelohnt.

Ziele mit Sinn und Bedeutung
Diese Vorgehensweise ist natürlich übertragbar und kann auf alles andere auch angewendet werden, ob es ums Abnehmen geht, um den Fernsehkonsum der vom Joggen abhält oder darum endlich den Keller aufzuräumen.
Letztendlich geht es darum sich selbst besser zu verstehen und bewusster zu steuern, was man im eigenen Leben haben und tun will. So kann man zielorientiert agieren und dem Erleben mehr Sinn und Bedeutung geben.


Sich realistische Ziele setzen und dabei Schritt für Schritt vorzugehen ist sehr wichtig um einen Vorsatz vom bloßen Wunsch zum wirklich erreichbaren Vorhaben zu machen.
Hat das Rauchen-Aufhören, den Sinn, dass ich mich endlich wertvoll fühle, obwohl ich in der Kindheit oder Jugend eine andere Erfahrung gemacht habe, dann macht das Durchhalten viel mehr Spaß und bringt ein enormes Erfolgserlebnis, wenn ich es geschafft habe.
Dabei sollten erreichbare, realistische Zwischenziele festgelegt und auch belohnt werden. Die Wertschätzung des bis dahin Erreichten stärkt das Selbstwertgefühl und motiviert zum Weitermachen.

 Mein Ziel oder dein Ziel?
Eine große Falle, bei den guten Vorsätzen ist das „ich sollte“ oder „man muss ja“. Diese Aussagen deuten darauf hin, dass ein Vorhaben nicht der eigenen inneren Überzeugung entspricht, sondern sich an Regeln und Maßstäben von anderen orientiert.
Es ist etwas aufgesetztes, was mehr an Fremdbestimmung erinnert, als an eigenverantwortliches Entscheiden.

In diesen Fällen ist es möglich, dass eine verinnerlichte Autorität (z.B eine Erziehungsperson) die eigenen Entscheidungen verwässert und man kann sich nicht wirklich mit diesen Vorgaben identifizieren. Das kann es sehr schwer machen die nötige Energie dafür aufzubringen oder es mündet in einen übertriebenen Ehrgeiz, der nicht mehr gesund ist. Hier ist es nämlich das Ziel, es jemand anderem (der verinnerlichten Autorität) beweisen zu müssen und dem wird es wohl nie genügen, was man erreicht. Die dahinterliegenden Themen sind dann beispielsweise, das Finden der eigenen Maßstäbe, die Selbstbestimmung und die Zufriedenheit mit sich selbst. Frage dich ob es wirklich dein Ziel ist, dass du erreichen willst oder willst du es nur jemand anderem recht machen.

Sollte es mit den guten Vorsätzen nicht so klappen wie ihr es euch vorgestellt habt, dann lasst den Kopf nicht hängen, klebt nicht an Selbstvorwürfen und macht euch nicht selber klein. Stellt euch lieber die richtigen Fragen und geht liebevoll mit euch selbst um. Das ist immer richtig und wertvoll!

Wird es belastend und ihr findet den Weg nicht alleine, dann kann ein persönliches Beratungsgespräch sehr hilfreich sein.

Liebe Grüße
Andrea Bschlangaul

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