Soziale Unterstützung – der 5. Schlüssel zu Resilienz
Gute soziale Kontakte sind für uns Menschen wichtig für das Wohlergehen und das Zugehörigkeitsgefühl. Wir sind nun mal soziale Wesen!
Einsamkeit und ein Mangel an sozialen Beziehungen ist laut einer amerikanischen Studie, genauso gesundheitsschädlich wie das Rauchen von 15 Zigaretten täglich oder starker Alkoholmissbrauch.
Umso wichtiger ist ein soziales Netzwerk, wenn wir mitten in einer belastenden Lebenssituation oder in einer Krise stecken. Soziale Unterstützung, der 5. Schlüssel zu Resilienz , ist ein weiterer Baustein in meiner Artikelserie über Resilienz (seelische Widerstandskraft).
Natürlich gibt es auch eher introvertierte Typen, die sich nicht so wohl fühlen, wenn sie mit vielen Menschen zusammen sind. Das ist auch gar nicht nötig. Stabile, verlässliche Kontakte zu haben, hängt nicht von der Anzahl ab, sondern eher von der Qualität der Beziehung.
Welche soziale Unterstützung ist für deine Resilienz wichtig?
Die Familie gibt Halt und emotionale Geborgenheit. Super ist es wenn’s zu Hause gut läuft und die Beziehungen zu Eltern und Geschwistern gepflegt werden können. Dann ist in Krisenzeiten immer ein Rückzugsort vorhanden der dich stabilisiert. Klappt es mit der Familie nicht so gut, können gute Freunde diesen Platz einnehmen und dir als Stütze in harten Zeiten dienen.
Versuche, so oft wie möglich die Verbindung zu Menschen, die dir emotional nahestehen, zu pflegen, damit du jeder Zeit auf sie zurückgreifen kannst.
Am Arbeitsplatz ist es schön, wenn man jemanden um sich hat, mit dem man die Mittagspause verbringen kann oder mal ein Feierabendbier trinken geht. Achte auch hier darauf, Verbindungen aufzubauen und zu pflegen, die dein Wohlgefühl im Job positiv beeinflussen. Das hilft in Krisenzeiten dabei, wenigstens auf der Arbeit das Gefühl zu haben, dass es gut läuft und dass nicht alles grade schwer ist.
Ein sogenanntes Unterstützungsnetzwerk besteht aus Ärzten, Friseur, Therapeuten, Krankengymnasten und so weiter. Auch bei diesen eher offiziellen Kontakten ist es ein gutes Gefühl, wenn man sich kennt und eine Vertrauensbasis aufbaut. In allen genannten Fällen spielen Sympathie und Vertrauen eine Rolle. Und alle diese Kontakte wollen zuerst geknüpft und dann gepflegt werden.
Nähe und Distanz
Das für dich passende Verhältnis zwischen Nähe und Distanz zu finden, ist ein wichtiger Faktor für die Gestaltung von Beziehungen.
Frage dich:
Wie viel Zeit willst du mit anderen verbringen?
Wieviel emotionale Nähe willst Du erleben?
Wie viel Vertrauen willst du schenken und bekommen?
Wie weit willst du dich öffnen?
Finde heraus, wann du Nähe brauchst und wann du dich lieber erstmal zurückziehen möchtest und wie du damit umgehst, wenn dir jemand zu nahekommt oder ständig deine Zeit in Anspruch nehmen möchte?
Kannst du gut Nein sagen und deine Grenzen wahren?
Gibt es da Nachholbedarf und wie kannst du erreichen, dass dir ein Nein leichter über die Lippen kommt?
Steckst du wirklich mal in einer Krise, ist es sehr kräftezehrend, wenn du viele Menschen um dich hast, die dich zusätzlich beanspruchen. Achte lieber vorher darauf, deine Grenzen klar zu kommunizieren.
Nähe- oder distanzorientiert?
Hier sind einige Unterschiede zwischen näheorientierten Menschen und solchen, die distanzierter sind.
Wo findest du dich wieder?
Nähe-Orientierte kümmern sich gerne um andere und wollen für andere da sein. Sie neigen deshalb dazu Fragen zu stellen, sich zu sorgen und zu kümmern.
Distanz-Orientierte können das Alleinsein genießen und brauchen Auszeiten. Sie ziehen sich schon mal in sich zurück, reden nicht gerne über ihre Gefühle und sind schweigsamer.
Treffen diese beiden Typen aufeinander kann es schwierig werden.
Damit es nicht zu Konflikten und Ablehnung kommt ist es hilfreich zu wissen, wie man selbst tickt und anzuerkennen, dass der andere eben anders ist.
Um immer wieder ins Gleichgewicht zu kommen, kannst du darauf achten, nach einer Situation, in der du Nähe zugelassen hast, dein Bedürfnis nach Distanz wieder zu befriedigen.
So stabilisierst du dich und fühlst dich sicher im Zusammenleben und bei Begegnungen mit anderen.
Was willst Du nun konkret tun, um deine Netzwerke mit mehr Nähe bzw. Distanz zu organisieren und wachsen zu lassen?
Beispiele:
regelmäßig mit bestimmten Menschen telefonieren und sie persönlich treffen; einem Verein beitreten und dich engagieren; mit bestimmten Menschen zukünftig Verabredungen vermeiden; öfter Nein sagen u.s.w.
Wie knüpfst du Kontakte als soziale Unterstützung?
Wartest du auf einer Party eher ab und beobachtest oder sprichst du einfach direkt jemanden an?
Du wirst Dich je nachdem, ob du eher zu Nähe tendierst oder lieber distanzierter bist, anders verhalten.
Smalltalk hilft dabei, erstmal nicht zu nahe zu kommen, aber trotzdem in Kontakt zu gehen.
Beim Smalltalk bleibst du auf neutralem Boden, gibst noch nicht zu viel von dir preis und kannst ausloten, wie du mit deinem Gegenüber zurechtkommst.
Fragen stellen, Interesse zeigen und Aufmerksamkeit schenken sind dabei gute Strategien, die dir helfen dein persönliches Netzwerk aufzubauen. Wer weiß, was aus einem lockeren Kontakt, irgendwann noch werden kann.
Unterschiedliche Arten, die Welt zu sehen
Wie orientierst du dich?
Hier ist eine Liste von Orientierungsmustern:
Hin zu – weg von:
Was motiviert dich eher? Sagst du „Ich will endlich weg von…, ich will vermeiden dass… ich will etwas loswerden“ oder sagst du „Ich will endlich erreichen … mein Ziel ist…“ ?
Option – Verfahren:
Achtest du eher auf Wahlmöglichkeiten, Potenziale und Herausforderungen? Sind dir Ideen, viele Interessen und Alternativen wichtig? Oder orientierest du dich lieber an bewährten Routinen, Abläufen und Notwendigkeiten?
Allgemein – spezifisch:
Brauchst du ein Konzept und Überblick oder bist du auf Details und einzelne Schritte fokussiert?
Innenorientierung – Außenorientierung:
Wie entscheidest du? Weißt du sofort, was für dich das Richtige ist? Oder ist es dir wichtig, erst jemanden um Rat zu fragen und dann zu entscheiden?
Proaktiv – reaktiv:
Wenn etwas entschieden ist, willst du dann gleich loslegen und es anpacken? Oder willst du zuerst verstehen, analysieren und abwarten, was andere tun?
Ähnlichkeiten – Unterschiede:
Was ist dir lieber? Eine allmähliche Veränderung, Schritt für Schritt oder gleich ein radikaler Schnitt, sodass alles ganz anders wird?
Solche Orientierungsmuster können zu zwischenmenschlichen Konflikten führen, weil sie ganz unterschiedliche Herangehensweisen darstellen.
Mein Mann z.B. ist der analytische Typ, der sehr viel nachdenkt, verstehen will und abwartet bevor er etwas umsetzt. Ich dagegen bin lieber schnell bei der Sache, will sofort anpacken und an der Sache dranbleiben, bis sie fertig ist.
Da gibt es schon die eine oder andere Auseinandersetzung!
Schaut man aber genauer hin, ergänzen sich diese beiden Muster aber auch sehr gut.
Bevor mein Mann so lange analysiert, bis er gar nicht mehr ins Tun kommt, kann ich ihn motivieren, mit den Informationen, die er sowieso schon gesammelt hat, einfach mal loszugehen.
Vielleicht gelingt es dir, bestimmte Beziehungen die manchmal schwierig sind, unter diesen Mustern zu betrachten und eine Ergänzung, statt ein Gegeneinander, zu sehen.
Orientierungsmuster (Präferenzmuster) verändern
Es ist hilfreich, wenn du flexibler und freier denken kannst, indem du dein bevorzugtes Orientierungsmuster ab und zu verlässt und ein anderes ausprobierst.
Veränderst du nämlich deine Art zu denken, kannst du dein Verhalten auch viel leichter verändern.
Willst du beispielsweise mehr Kontakte knüpfen und dafür einem Verein beitreten und offener auf dir unbekannte Menschen zugehen, kannst du dieses Ziel auf verschiedene Arten formulieren.
Bist du der „Hin – Zu -Typ“ formulierst du dein Ziel eher so: “ Ich will beim nächsten Vereinstreffen Petra ansprechen.”
Aus der „Weg – von – Perspektive“ könnte die Formulierung so lauten:” Ich möchte nicht mehr vom Vereinstreffen nach Hause kommen, ohne Petra angesprochen zu haben.”
Welcher Satz motiviert dich eher?
Was verändert sich in dir, wenn du den anderen Satz aussprichst?
Probier’s einfach mal aus und spiele mit den einzelnen Möglichkeiten.
Was kann dich noch beim Netzwerken unterstützen?
Bist du eher der introvertierte zurückhaltende Typ, dann kannst du jemanden, der extrovertiert und ganz anders agiert als du, beobachten. Schau hin, was diese Person anders macht als du und filtere dir heraus, welches Verhalten du für dich nutzen könntest.
Es geht nicht darum den anderen zu imitieren oder ganz anders zu werden als du bist. Es geht vielmehr darum, vielleicht einige kleine Kniffe parat zu haben, die du durch deine Eigenart nicht in deinem Verhaltensrepertoire vorfindest.
Überlege dir dann eine Situation, in der du dich anders verhalten willst und spüre hinein, wie es ist, das zu tun, was du dir abgeschaut hast.
Fühlst du dich gut damit?
Oder ist es doch etwas anderes, dass du dir übernehmen willst?
Möchtest du es etwas abändern, damit es sich für dich besser anfühlt?
Experimentiere solange, bis es sich für dich stimmig anfühlt.
Wichtig dabei ist das du du selbst bleiben kannst, aber neue Verhaltensmöglichkeiten gewinnst.
Dein Beziehungsnetzwerk überprüfen
Du solltest dein Beziehungsnetzwerk regelmäßig überprüfen.
Folgende Fragen helfen dir dabei:
- Gibt oder raubt mir die Beziehung Energie?
- Welche Beziehungen rauben mir mehr Energie als das sie mir guttun?
- Welche Beziehung erhalte ich aus Gewohnheit und Bequemlichkeit aufrecht?
- Welche Menschen habe ich im Umfeld, die mir als Unterstützer und Ratgeber in Krisensituationen verlässlich zur Seite stehen?
- Welchen meiner Freunde kann ich um ehrliches Feedback bitten, wenn ich das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten?
- Mit welchen Freunden teile ich das, was mich wirklich von Herzen begeistert?
Es gibt einen sehr klugen Spruch, der lautet: “Du bist die Summe der fünf Menschen, die dich umgeben, also wähle klug!”
Prüfe selbst, ob du von Menschen umgeben bist, die dich nähren, unterstützen, positiv stimmen und leuchten sehen wollen!
Wichtig ist auch, dass du aufhörst, dich zu verbiegen, dass du zu Dir stehst, zu deinen Werten, deinen Gefühlen, deinem Denken und Handeln. Nur so haben die anderen die Chance, dich so zu sehen wie du bist und du ziehst die Menschen an, die gut zu dir passen.
Gerade dort wo es vielleicht schwierig wird, dir der Mensch aber sehr am Herzen liegt, beginnt die eigentliche Arbeit.
Das braucht Mut, Dinge anzusprechen, Streit auszuhalten, Standfestigkeit, Nachsicht, Verständnis, Perspektivwechsel, Mitgefühl, Offenheit, Ehrlichkeit und all die anderen Dinge, die du dir selbst auch wünschst.
Und dort wo du glaubst, dass der andere gerade völlig auf dem Holzweg ist und du doch im Recht bist, kannst du immer noch versuchen dich in ihn hineinzuversetzen und herausfinden ob du nicht mit Verständnis und Sanftmut reagieren kannst.
Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass auf jede negative Interaktion zwischen zwei Personen (Kritik, verletzende Bemerkungen, Feindseligkeit, Ärger) mindestens fünf positive folgen müssen (wie z.B. Interesse zeigen, einfühlsam sein), damit die Verbindung eine glückliche Basis hat.
Daran kannst du dich orientieren bei der Pflege deines Netzwerks.
Viel Freude beim Netzwerken!
Andrea
Quellen:
Prof. Dr. Jutta Heller, Resilienz 7 Schlüssel für mehr innere Stärke; GU Verlag
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