Akzeptanz: Der 1. Schlüssel in der Krisenbewältigung und Resilienz
„Hätte ich mich doch damals anders entschieden!“
„Was wäre, wenn ich das Stellenangebot damals angenommen hätte?“
„Ich will diese Corona-Krise nicht!“
Kennst du solche oder so ähnliche Gedanken auch?
Wann denkst du so?
Meistens martern uns solche Gedanken, wenn wir uns mit etwas auseinandersetzen müssen, dass anstrengend ist, uns aus der Komfortzone wirft oder nicht der Vorstellung entspricht, die wir haben.
Dann fehlt uns die Akzeptanz. Das Annehmen von dem was ist. Wir sind innerlich dagegen.
Akzeptanz ist ein wichtiger Teil der Krisenbewältigung und von Resilienz, der seelischen Widerstandskraft.
1. Schlüssel zur Resilienz: Akzeptanz
In meinem Blogartikel über Resilienz habe ich die 7 Schlüssel zur seelischen Widerstandskraft aufgelistet.
Heute gehe ich näher auf den ersten Schlüssel, die Akzeptanz, ein.
Das die Akzeptanz an der ersten Stelle, der 7 Schlüssel steht, ist für mich sonnenklar!
Akzeptiere ich das, was ist, nicht, kann ich es nicht annehmen, nicht genauer anschauen und schon gar nicht verändern!
Es existiert ja für mich nicht und nur was ich habe, kann ich verändern und loslassen.
Wehrst du dich gegen vergangene Erfahrungen, getroffene Entscheidungen, Veränderungen und Krisen, aus denen du lernen könntest, bleibst du stecken und wirst immer unzufriedener.
Gewohnheitstiere, Veränderungen und Akzeptanz
Die Fragen und Sätze, die ich oben genannt habe, reden uns ein, dass wir uns falsch entschieden haben und zeigen, dass wir mit der Entwicklung unseres Lebenswegs unzufrieden sind.
Aber, die Vergangenheit lässt sich nicht rückgängig machen. Es ist wie es ist!
Energie, die sich auf etwas richtet, das vorbei und nicht mehr zu ändern ist, nützt uns wenig. Sinnvoller ist es, mehr in die Zukunft zu schauen und uns Gedanken zu machen was ab jetzt besser werden soll und wie wir das konkret umsetzen können.
Vor dem Blick nach vorne liegt allerdings die Akzeptanz des Alten, dann kann man die Übergangsphase anschauen und sich schließlich bewusst auf das Neue ausrichten.
Dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, ist ja nichts neues.
Die vertraute Umgebung, die vertrauten Menschen, die vertraute Arbeit – das alles gibt Sicherheit und spart Energie, die wir für neue Situationen aufbringen müssten.
Wir haben es bequem, fühlen uns sicher und meistens auch geborgen.
Das Alter spielt auch eine Rolle. Je älter wir werden umso schwieriger ist es für uns mit Veränderungen klar zu kommen.
Doch auch wenn es uns mit zunehmendem Alter immer schwerer fällt, uns zu verändern und wir es in unserer Komfortzone bequem haben, ist es wichtig mit der Zeit zu gehen, flexibel zu bleiben und uns weiterzuentwickeln. Wir wollen ja nicht erstarren, langweilig werden und das Leben irgendwann als Belastung empfinden.
Spätestens wenn wir uns in einer Krise befinden, wird uns bewusst, dass sich etwas ändern muss.
Ab wann spricht man von einer Krise?
Ganz allgemein versteht man unter einer Krise eine schwierige Lage.
Die Krise ist meistens ein Höhe- oder Wendepunkt in einer Entwicklung, die als gefährlich, bedrohlich oder belastend wahrgenommen wird. Sie ist der Wendepunkt zwischen dem Ist-Zustand und dem was neu werden will.
Kann man also seine inneren Konflikte nicht mehr lösen, kreist man gedanklich immer wieder um ein Thema, kann man sich nicht entscheiden und rutscht emotional immer mehr auf die Schattenseite, kann man schließlich nicht mehr richtig schlafen, sind das deutliche Anzeichen für eine Krise.
Oft zwingt uns der Körper vorübergehend eine Pause zu machen, indem wir krank werden. Er ist ein hervorragender Ratgeber, wenn es darum geht, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen. Spätestens, wenn die vom Körper erzwungenen Auszeiten häufiger werden, sollten wir anfangen, uns damit auseinanderzusetzen, dass wir nach vorne schauen müssen und eine Veränderung ansteht.
Wir haben immer die Wahl ob wir im Schmerz und in der Verzweiflung stecken bleiben oder ob wir in ganz kleinen Schritten anfangen uns neu auszurichten, die Situation anders wahrzunehmen und auch positive Gefühle zuzulassen.
Das kann uns auch in den schwierigsten Situationen, wie eine schmerzliche Trennung oder Verluste, gelingen. Die positiven und die weniger guten Seiten des Lebens existieren immer gleichzeitig!
Es liegt an jedem selbst, ob er immer wieder zurückschaut und erstarrt oder die Gegenwart akzeptiert und nach vorne schaut.
Angst und Ohnmacht akzeptieren
Jeder Krise hat einen Begleiter: die Angst.
Angst lässt sich nicht einfach unterdrücken.
Das sollte man auch gar nicht tun, denn sie löst im Körper eine Hab-Acht-Stellung: die Sinne werden geschärft, damit wir die Situation wach überblicken können und entscheiden können was uns hilft.
Die Angst zeigt uns auch, wo wir unseren sicheren Bereich hinter uns lassen und vorsichtig sein sollten, damit wir uns nichts zumuten, wofür wir evtl. noch nicht gut ausgerüstet sind.
Sie ist nicht der Gegner, der uns aufhält, wenn wir sie als Weggefährten sehen, der uns hilft hinzuschauen und neue, andere oder unausgereifte Ressourcen anzuzapfen.
Schafft man es die Angst anzunehmen, zu akzeptieren, dass sie zu einer Krise gehört und mit ihr umzugehen, trägt sie wesentlich dazu bei, dass man die eigene seelische Widerstandskraft stärkt.
Wer Angst überwunden hat und trotz der Angst ein Ziel erreicht oder einen Schritt gewagt hat, ist enorm über sich selbst hinausgewachsen! Das fördert die Resilienz, gibt eine gute Portion Selbstvertrauen und Mut für künftige Herausforderungen.
Genau wie die Angst gehört zu einer Krise oft das Gefühl ohnmächtig zu sein:
Man fühlt sich überfordert, weiß nicht wie es weitergehen soll und findet den Zugang zu den eigenen Stärken und Kompetenzen nicht mehr.
Dauert dieser Zustand an, ohne dass sich eine Lösung auftut, ist es das Beste, zu akzeptieren, dass man die Krise momentan nicht alleine bewältigen kann und sich Hilfe zu holen. Um Unterstützung zu bitten, ist übrigens ein Tool für mehr innere Stärke!
Manchmal reicht schon ein einziges Gespräch mit einer Freundin oder einer kompetenten Fachkraft (Rechtsanwalt, Arzt, Therapeut u.ä.) aus, um weiterzukommen.
Aber wie geht das mit der Krisenbewältigung und der Akzeptanz?!
Innehalten und ruhig werden!
Das sind die Worte, die mir immer einfallen, wenn mich etwas stresst, aufregt oder mir Angst macht.
Wie geht das?
Am besten mit der Bauchatmung:
Tief ein- und ausatmen, am besten mit den Händen auf dem Bauch, bis sich die Bauchdecke hebt. Dann wieder langsam ausatmen. Lass dir Zeit dabei und atme am besten länger aus als ein. Das machst du solange, bis du dich merklich ruhiger fühlst.
Das ist eine Sofortmaßnahme, die du überall machen kannst, wenn’s grad ganz dick kommt.
Eine Möglichkeit, die du vorbeugend machen kannst ist, dich an frühere Herausforderungen zu erinnern und zu reflektieren, wie es damals abgelaufen ist, was dir geholfen hat und was du daraus gelernt hast.
Hier kannst du dir ein Arbeitsblatt dazu herunterladen:
Dann gibt es da noch die Achtsamkeitspraxis, die eine sehr gute Übung für Akzeptanz ist.
Sie ist meine Lieblingsübung, da ich mittlerweile so viele positive Erfahrungen damit gemacht habe, dass ich sie jedem nur empfehlen kann!
In der Achtsamkeit nach Jon Kabat Zinn gibt es 7 innere Grundhaltungen. Eine davon ist die Akzeptanz.
Achtsamkeit ist eine Praxis, die täglich geübt werden sollte, damit sie zu einer Lebensart wird. Im Laufe der Zeit wirst du dann zu einem Menschen, der aus sich heraus ruhiger, toleranter und widerstandsfähiger ist.
Unser Kopf ist der größte Stressfaktor! Die Gedanken und Bewertungen, die ständig in unserem Kopf ablaufen, haben einen sehr großen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen, wie wir handeln und wie wir die Welt grundsätzlich sehen.
Frühere Erfahrungen prägen unsere Sicht auf die Dinge, da wir, oft unbewusst, darauf zurückgreifen und die Gegenwart und die Zukunft danach bewerten.
Um aus negativen Sichtweisen und unguten Erwartungen heraus zu kommen, kann man üben, die Aufmerksamkeit auf Dinge, Gedanken und Situationen zu richten, ohne sie zu bewerten und mit Emotionen zu verbinden.
Wie das geht zeige ich dir in dieser Anleitung:
Kampf in Energie umwandeln
Schwierige Situationen, Verluste oder einfach „nur“ lästige Nachbarn oder Arbeitskollegen zu akzeptieren ist nicht immer einfach.
Der Kampf dagegen und die Zeit, Kraft und Energie, die er kostet, sind allerdings auch nicht leicht!
Schaffst du es dieses Bündel an Ressourcen in Akzeptanz umzuwandeln, hast du die Hände frei, um etwas für dich zu tun. Du kannst aktiv daran arbeiten, deine Situation, dein Wohlbefinden, deine Resilienz und nicht zuletzt deine Gesundheit zu verbessern und zu fördern.
Nimm dir die Zeit! Du hast nur dieses eine Leben!
Viel Spaß beim Üben
Andrea
Quellen:
Prof. Dr. Jutta Heller, Resilienz 7 Schlüssel für mehr innere Stärke; GU Verlag
Ausbildungsunterlagen ALH Achtsamkeitstrainer/in